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Volker Hedtfeld

Dirigent

Wenn der Funke überspringt, ist Volker Hedtfeld in seinem Element. „Es ist großartig, zu spüren, dass da etwas passiert zwischen dem Chor und einem selbst“, sagt der gebürtige Dortmunder. Denn er weiß: Ein Funke zwischen Chor und Dirigent springt auch auf die Zuhörer über, reißt sie mit, löst Emotionen aus. Seine Leidenschaft für die Musik ist dabei fast so alt wie er selbst. Noch als Kind lernt er nicht nur Klavier spielen, sondern auch Orgel, Geige und Bratsche. Später studiert er an der Musikhochschule in Köln zunächst Schulmusik.

Aber es ist vor allem die Arbeit mit Stimmen, die ihn immer wieder begeistert. Ende der 90er Jahre gründet er sein erstes Vokalensemble: Mit Opus 99 gibt er Konzerte im Ruhrgebiet und im Rheinland – bevor es ihn kurz darauf nach Berlin verschlägt, an die Universität der Künste (UdK). Zunächst zum Orchesterdirigierstudium bei Lutz Köhler. Später ergänzt er an der UdK seine Ausbildung am Ökumenischen Institut für Kirchenmusik und studiert Chordirigieren bei Jörg-Peter Weigle an der Berliner Hochschule für Musik Hanns Eisler.

Seine künstlerische Arbeit bestimmen in Berlin zunächst zwei Chöre: Zum einen gründet er mit Sängerinnen und Sängern aus ganz Deutschland den Kammerchor Opus Vocale, zum anderen übernimmt er in Berlin-Moabit die Kantorei der Reformationskirche. Mit Opus Vocale widmet sich Volker Hedtfeld überwiegend A-capella-Werken: von der polyphonen Chormusik der Renaissance über die Romantik bis hin zur Musik des 21. Jahrhunderts. Mit der Kantorei führt er unter anderem Bachs Johannespassion, Mendelssohns Elias, Rossinis Petite Messe Solennelle und Orffs Carmina Burana auf. Und er erlebt mit dem Chor stürmische Zeiten: Die Reformationskirche ist von der Schließung bedroht – aber als Mitinitiator der Langen Nacht der Chöre trägt er mit der Kantorei dazu bei, dass die Kirche als Konzert- und Begegnungsstätte erhalten bleibt.

Im September 2007 wird Volker Hedtfeld Dirigent und künstlerischer Leiter des renommierten Berliner Karl-Forster-Chores, führt gleichzeitig seine Arbeit mit Opus Vocale aber fort. Spannende Aufgaben, wie er sagt, denn er weiß: Von einem Chor wird heute eine höhere Klangreinheit und Transparenz erwartet als noch vor 20 Jahren. „Entscheidend ist, dass ich immer den Chorklang auf ein Stück ausrichte und nicht ein Stück auf den Chorklang.“

Komponist und Werk bestimmen den Klang – ein Anspruch, mit dem er sich auch der Instrumentalmusik widmet: 2009 gründet er gemeinsam mit der Barockgeigerin Monique Steffen das ensemble callinus. Und auch hier ist für ihn wichtig: „Wenn wir Bach spielen, klingt Bach nicht wie das ensemble callinus, sondern das ensemble callinus wie Bach.“

Es ist ein Kammerorchester, dessen junge Musiker allesamt auf die historische Aufführungspraxis Alter Musik spezialisiert sind. Und sie tun es mit der gleichen Leidenschaft, mit der sich auch ihr Dirigent den zumeist barocken Klängen verschrieben hat. Man fühlt ihn sofort – den Funken, der überspringt.